
Mehr Bewegung für Grundschulkids
Kinder sitzen heute (zu)viel. Im Bus oder im Familientaxi, in der Schule, in der Mittagsbetreuung, vor den Hausaufgaben – und wenn das Pflichtprogramm erledigt ist, locken Sofa und Smartphone. Einer im Fachmagazin The Lancet veröffentlichen Studie der WHO (Nov 2019) zufolge kommt nur jeder fünfte Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren auf rund eine Stunde moderater oder kräftiger Bewegung am Tag. Bei Grundschulkindern ist es ggf. noch etwas mehr, doch auch diese Kinder sind auf dem Wege zu dieser Bewegungslosigkeit. Das lässt sich meist auch ohne Studie beobachten. Als Hauptgrund wird die Digitalisierung angeführt, doch teils gibt es auch räumliche Gründe. Wohnraum wird knapper und damit auch der eigene Bewegungsspielraum.
„Körperliche Aktivität ist der beste Stimulus dafür, dass das Immunsystem von der ersten Sekunde an gepusht wird”
Professor Ingo Froböse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie an der Deutschen Sporthochschule in Köln auf faz.net (24.3.2020)
Hier einen Ausgleich zu schaffen, der die kleinen Wirbelsäulen in Bewegung hält, ist nicht das einzige, worauf es ankommt. Kinder sind heute vielen Anforderungen, Eindrücken und Strukturen ausgesetzt, so dass selten Zeit bleibt, sich in Ruhe einer Sache widmen zu können. Oder Langeweile kreativ zu “praktizieren” und zu schauen, was sich daraus ergibt.
Kinderyoga an Grundschulen ist ein möglicher Weg, die Kleinen aktiv zu Bewegung zu ermuntern. Die Kinder kommen dabei wieder in Kontakt zu sich selbst und können ein tieferes Verständnis von sozialem Miteinander entwickeln. Dass der Körper mehr kann als nur sitzen und die Muskeln ihnen ganz überraschende Bewegungen ermöglichen – das erleben sie hier ganz spielerisch.

Was können Eltern und Lehrer tun, um Kinder in Bewegung zu bringen?
Auch wenn die Tage oft randvoll sind mit vermeintlich wichtigen Dingen: körperliche Aktivität als festen Termin ansetzen! Bestimmt fallen Groß und Klein viele Ideen ein, man muss nur einfach mal bewusst anfangen. Wichtig dabei: es sollte Spaß machen, denn nur dann kann sich diese tägliche Bewegungsdosis im Lebensplan verankern. Wenn man gewillt ist, findet man immer einen oder im besten Falle mehrere Bewegungsmomente. Sei es der Schulweg zu Fuß (statt im Family Taxi) oder ein gemeinsamer Wochenendausflug, zum Beispiel zu einem der herrlichen Barfußwege oder anderen regionalen Ausflugszielen in der Nähe. Richtig nett kann es auch sein, am Wochenende mal das eigene Stadtviertel oder den Wohnort zu Fuß, per Rad oder z.B. mit Inline-Skates zu erkunden. Anschließender Stopover im (Eis)Café inklusive. Und im Alltag: nicht immer sofort das Smartphone rausholen, wenn alle Pflicht erledigt ist. Sondern vielleicht erstmal 10 Minuten Springseil springen, um den Kopf klar zu kriegen und das Blut im Körper zirkulieren zu lassen. Spätestens aber nach der Smartphone-Session wäre das angeraten :-). Tolle Ideen hierzu gibt es auf Wimasu. Und für alle Wasserratten: statt des überfüllten Spaßbads am Sonntagnachmittag vielleicht mal das nächstgelegene Hallenbad am Samstag nach dem Frühstück für zwei Stunden? Dann ist auch immer noch viel Wochenende übrig für anderes.
Für Lehrer als täglicher Impuls: Kinderyoga-Elemente in den Unterricht einbauen, um so Körper und Geist der Kids zu erfrischen. Ggf. lässt sich das Angebot der Mittagsbetreuung auch um eine Kinderyogastunde erweitern. Manche Schulen verankern Kinderyoga sogar fest im Lehrplan, z.B. die Grundschule Hoheluft in Hamburg.
Ein sehr netter, vielleicht noch neuerer Trend, ist Eltern-Kind-Yoga. Dabei bekommen Groß und Klein, die im Alltag oft so gestresst nebeneinander “funktionieren” statt miteinander zu leben, mal eine ganz private Auszeit. Lachen und Albern sein, das ist hier ausdrücklich erlaubt. Aber auch gezieltes Bewegen, kreativ sein, gemeinsam entspannen, sich mal wieder näher sein, das gehört alles dazu. Wer Gefallen daran findet, der baut vielleicht sogar eine tägliche “Buddha Time” in den eigenen Familienalltag ein. Anregungen finden sich in dem wunderschön gestalteten Buch von Dr. Daniela Heidtmann: “It’s Buddha Time: Mit Yoga die Kinder glücklich ins Bett und endlich Stille für mich”.
Noch mehr Kinderyoga auch hier auf diesem Blog.

